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XXIII Das Mittelmeer und die Mittelmeerländer.

Es ist eine erfreuliche Erscheinung, daß das Mittelmeergebiet,
statt wie früher nur in einzelnen Teilen, jetzt immer häufiger auch
in seiner Gesamtheit besucht wird. In Hinsicht der geistigen Ge-
nüsse
, die es dem Reisenden bietet, kann sich kein Erdenraum von
gleicher Größe mit ihm messen. Wo man auch an seinen Küsten
landet, überall gesellt sich zu den Reizen der Landschaft, des Klimas
und der Pflanzenwelt die Erkenntnis, daß man auf uraltem Kultur-
boden
steht. Während dreier Jahrtausende war das Mittelmeer
geradezu der Schauplatz aller Geschichte, der Kulturherd, der auf
die Entwicklung der Menschheit den größten Einfluß gehabt hat.
Die nahen Gegengestade, die zahlreichen Inseln, monatelang gleich-
mäßige
Luftströmungen nahmen hier zuerst dem Meere seine
Schrecken und begünstigten das Wagnis der Schiffahrt, welche die
Völker aus der festländischen Beschränktheit befreit hat. In den
Mittelmeerländern, vor allem in Griechenland und Italien, wurden
die Waffen des Geistes geschmiedet, die, nachmals in Mittel- und
Westeuropa geschärft und vervollkommnet, die ganze Erde unter-
worfen
haben. Das Mittelmeer war die Schule der Geographen und
Seefahrer, der Toscanelli, Kolumbus, Vespucci, Gabotto, die der
Alten eine Neue Welt angliederten und die reichen Kulturherde am
Süd- und Ostrande Asiens in dauernde Beziehung zu Europa brachten.
Italiener erzogen die Spanier und Portugiesen zu Seeleuten und
lenkten auch die Blicke der Franzosen, zum Teil sogar der Eng-
länder
über den Ozean, der seitdem die Kulturentwicklung der
Menschheit bestimmt.

Rechtzeitig erkannten die Römer, daß sie ihre auf dem Festland
errungene Stellung nur zur See würden behaupten können. Be-
günstigt
durch die zentrale Lage Italiens unterwarfen sie das ganze
Mittelmeergebiet ihrer Herrschaft und prägten ihm damit den Cha-
rakter
einer geographischen Lebensgemeinschaft auf, der in dem aus
spätrömischer Zeit stammenden Namen des Meeres (Mare mediter-
raneum
)
jetzt noch zum Ausdruck kommt. Das Vordringen fest-
ländischer
Völker an seine Gestade, zuerst der Germanen im Norden,
später der Araber und Türken im Süden und Osten, störte diese
Lebensgemeinschaft. Die Entdeckung der ozeanischen Seewege ließ
das Mittelmeer veröden. Erst die Eröffnung des Sueskanals (1869)
erneute seine Bedeutung für den Welthandel, der jetzt hier eine
seiner wichtigsten Durchgangsstraßen hat. Die Festsetzung der
Franzosen in Algerien (1830) und Tunesien (1881), der Engländer